Passt utopisches Denken zu Parteien?

in: Perspektiven DS, 2/2016, S. 178–186

Im deutschen Sprachraum wird der Begriff Utopie eher abwertend verwendet. Man diskreditiert damit unrealistisch erscheinende Vorstellungen einer anderen Gesellschaft oder abwegig klingende Technikvisionen. Für bundesdeutsche Parteien scheinen sie kein probates Mittel zum Erreichen starker, mehrheitsfähiger Wählerzahlen zu sein. Längerfristige Zukunftsaussagen in Wahlkämpfen werden gemieden. Für umfassende, geschlossene utopische Entwürfe scheinen Parteien der falsche Ort zu sein. «Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen» meinte in den 1970er Jahren der SPD-Bundeskanzler Helmut Schmidt. Dieses Credo bestimmt nach wie vor die Regierungspolitik der Berliner Republik.