Rezension von: Wilhelm Bock „Im Dienste der Freiheit“

Wilhelm Bock: Im Dienste der Freiheit, neu herausgegeben von Steffen Arndt, Jörg Bischoff und Matthias Wenzel, Bezug über: Bildung vereint, Humboldtstraße 67, 99867 Gotha
E-Mail: info@bildung-vereint.de, ISBN: 978-3-00-059913-2, 160 Seiten, 19,90 € (inkl. Versandkosten 22,00 €)

erschienen in: Mitteilungen des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft 54 (September 2018), S. 68.

Wilhelm Bock gehört mit Lassalle, W. Liebknecht und Bebel zur Gründergeneration der deutschen Sozialdemokratie. Er wurde 1846 im Thüringer Wald in tiefste Armut hinein geboren, lernte das Schuhmacherhandwerk und war seit 1873 Vorsitzender der Internationalen Gewerkschaft der Schuhmacher.
1867 wurde Bock Mitglied der „Lassalleaner“ (ADAV), 1869 gehörte er zu den Mitbegründern der „Eisenacher“ (SDAP). Bock war Organisator des Vereinigungskongresses 1875 und des anschließenden Gewerkschaftskongresses, der Parteitage von 1876, 1877 und 1896 sowie des Gründungsparteitages der USPD 1917 in Gotha. Bereits 1915 hatte Bock mit 17 SPD-Abgeordneten gegen die Bewilligung der Kriegskredite gestimmt und war aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen worden. Auf dem Vereinigungsparteitag von MSPD und USPD 1922 reichten sich Wilhelm Pfannkuch und Bock als Alterspräsidenten beider Parteirichtungen die Hände. Jahrzehntelang war er Mitglied des Gothaischen Landtages und des Deutschen Reichstages, dessen Alterspräsident er dreimal wurde. Er starb 1931.
Seine Autobiographie von 1927 ist nun neu erschienen und wurde mit Quellen, Bildern und Dokumenten des Staatsarchivs Gotha versehen, alles in Farbe und auf hochwertigem Papier gedruckt. Es wird erstmalig auch der Bericht des Staatsministeriums Gotha von 1888 über die teils illegale politische Tätigkeit Bocks publiziert. Eine Auswahl seiner Reden auf den Parteitagen (1896-1931) verdeutlicht die Kontinuität seines Denkens und Handelns für Arbeitereinheit, Sozialismus und Demokratie. Sicherlich ist Bocks Autobiografie keine wissenschaftliche Abhandlung über die ersten Jahrzehnte der Sozialdemokratie, sondern eine subjektive, anekdotische und wenig selbstkritische Lebenserinnerung. In Kombination mit dem Quellenmaterial ergibt sich aber ein stimmiges Gesamtbild jener Zeit.
Das Staatsarchiv Gotha enthält einzigartige Quellen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, welche nicht in den Stürmen der Zeitenwenden verloren gegangen sind oder durch die Nazis vernichtet wurden. Jüngst sind hier auch kommentierte Quellensammlungen zu „125 Jahre Erfurter Parteitag“ der SPD 1891 und zu „100 Jahre Novemberrevolution 1918 in Gotha und Erfurt“ erschienen.