Mit linken ökologischen Utopien gegen "Realsozialismus" und Kapitalismus – Die Konzepte der DDR-Dissidenten Bahro, Harich und Havemann

13. Oktober 2015 - 10:00

Karl-Liebknecht-Haus
10178 Berlin
Kleine Alexanderstraße 28

Vortrag und Diskussion

Die Themen Ökologie, Nachhaltigkeit und Postwachstum geraten immer dann in die Defensive, wenn es um die Infragestellung von Wachstum, Arbeitsplätzen und westlichem Wohlstand geht. Auch in Teilen der Linken gilt Wirtschaftswachstum als Allheilmittel. Wachstumskritiker sehen sich hier oftmals in die Ecke gedrängt, auch weil ihre Forderungen kaum für Wahlprogramme attraktiv sind. 
Dieses Dilemma ist nicht neu, schon die SED sah sich in den 70er Jahren vor dem Hintergrund der Club-of-Rome-Berichte damit konfrontiert. Sie ging in eine Abwehrhaltung und schob den „schwarzen Peter“ dem kapitalistischen Westen zu. Sobald der Sozialismus gesiegt haben wird, so der damalige Parteitenor, werden sich auch die ökologischen Probleme auflösen.
Drei sich als marxistisch verstehende SED-Kritiker aus der DDR, Wolfgang Harich, Rudolf Bahro und Robert Havemann hielten dieses Zukunftsvertrauen für falsch. Sie entwarfen ökologisch-kommunistische Utopien als Alternativen zum Realsozialismus und zum Kapitalismus. Ihrer Meinung nach hätte die SED einen anderen Weg anschieben und eine Gesellschaft mit einem Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur aufzeigen können. Dabei konnten sie sich persönlich kaum leiden und kritisierten auch ihre Konzepte untereinander. 
Ihre Bücher sind zwar einerseits im DDR-Kontext verhaftet, andererseits enthalten sie aber schon viel von dem, was heute diskutiert wird und weisen dabei in Elementen auch darüber hinaus. „Freiheit als Utopie des westlichen Kapitalismus ist Chloroform“, schrieb Ernst Bloch. Gegenwärtig könnte man „Freiheit“ durch „Umweltschutz“ und „westlich“ durch „grün“ ersetzen. In dieser Richtung lieferten Bahro, Harich und Havemann Argumente und Vorstellungen, an die man heute noch anknüpfen kann.

Referent: Dr. Alexander Amberger 
Moderation: Christian Beyer